Arbeiten mit der Blende

 

Um eine hohe Schärfentiefe zu erhalten, stelle am besten eine hohe Blendenzahl ein (F/8, F/11, …). Aus der kleinen Blendenöffnung resultiert zwar eine umso längere Belichtung, was aber bei Verwendung eines Stativs kein Problem darstellt. Bei Nachtaufnahmen sind Verschlusszeiten von 10 bis 30 Sekunden völlig normal.

 

Vermeide bitte den Einsatz eines (leistungsstarken) Blitzes zum Aufhellen der Szenerie. Er zerstört sicher jegliche schummrige Lichtstimmung, besonders, wenn Gegenstände oder Personen in unmittelbarer Nähe angestrahlt werden.

 

Das heißt jetzt nicht, dass Blitzen bei Nachtaufnahmen immer tabu ist. Natürlich kannst Du mit Deinem Blitz Bewegungen einfrieren, zum Beispiel die Leuchtspuren eines fahrenden Autos. Einen Blitz mit geringer Intensität kannst Du auch einsetzen, wenn Du Dein Motiv im Vordergrund (zum Beispiel eine Person) gegenüber dem Hintergrund etwas aufhellen möchtest.

 

Der Belichtungsmesser jeder Kamera ist grundsätzlich auf einen durchschnittlichen Grauwert von 18% geeicht. Damit nun „schwarz auch schwarz bleibt” berichtige die von der Kamera gemessenen Belichtung um -1 bis -2 Blendenstufen und kontrolliere das Ergebnis am Display.

 

Oft funktioniert bei völliger Dunkelheit der Autofokus der Kamera nicht. Am besten fokussierst Du daher manuell. Als optimale Einstellung hat sich der Punkt „knapp vor ∞” (unendlich) bewährt. (siehe auch Hyperfokaldistanz)

 

Über die Blendenöffnung steuerst Du auch den „Sterncheneffekt” der Lichter. Bei offener Blende erscheinen diese als Lichtflecken, ab etwa F/8 als Sterne, deren Intensität bei weiter geschlossener Blende zunimmt.

 

Kurztipps

 

Die schönsten Nachtaufnahmen entstehen nicht mit hoher ISO-Zahl, sondern durch eine lange Belichtung.

 

Nur leichtes Blitzen ist bei Nachtaufnahmen erlaubt.

 

Probiere doch mal einen ungewöhnlichen Blickwinkel für Deine Nachtaufnahmen aus; etwa eine schräge Froschperspektive.

 

Der niedrigste ISO-Wert Deiner Kamera ist genau richtig (100 oder 200 ISO).

 

Die Belichtungszeit-Automatik (AV) Deiner Kamera ist das geeignete Nachtprogramm.

 

 

Brücken und Hochhäuser schwingen!

 

Fernauslöser oder wenn keiner vorhanden dann den Selbstauslöser nutzen

 

Grundvoraussetzung für eine gelungene Nachtaufnahme sind Ruhe und Gelassenheit bei der Aufnahme.

 

Blende & Belichtungszeit

 

„Draufhalten und abdrücken” kann jeder! Richtig gute Bilder entstehen dabei aber nur selten. Wer die Zusammenhänge von Blende und Belichtungszeit verinnerlicht hat, fotografiert sicher besser und kreativer.

 

Spätestens seit dem es digitale Kameras gibt, finde ich, steht dem Spiel- und Experimentierspaß nichts mehr im Wege. Es entstehen keine (hohen) Filmkosten mehr und jede Einstellung kann (zumindest ungefähr) am Kameramonitor gleich betrachtet werden.

 

Die prinzipielle Funktion ist immer gleich. Das durch die Blende reduzierte Licht fällt eine Zeitspanne (Belichtungszeit) auf den Film oder Sensor. Je mehr Licht auftrifft, desto heller wird der Bildpunkt.

Die Blende ist das richtige Werkzeug für Schärfe oder Unschärfe. Eine offene Blende selektiert Bildelemente, eine geschlossene verbindet sie.

 

Der Blendenwert gibt an, wie groß der Blendendurchmesser im Verhältnis zur Objektivbrennweite ist. Klingt am Anfang kompliziert und verwirrend. Aber glaub mir, Du gewöhnst Dich mit der Zeit daran. Durch eine große Blende (zum Beispiel f/2,8) fällt mehr Licht als durch eine kleine (zum Beispiel f/22).

 

Wenn sich die Blendenzahl verdoppelt, dann verengt sich die Öffnung und lässt nur mehr ein ¼ des Lichtes auf den Sensor. Wenn also ein Foto mit 1/125 Sekunde Belichtungszeit und Blende f/4,0 richtig belichtet wird, dann führt auch die Kombination 1/60 Sekunde (1 Wert kleiner) und Blende f/5,6 (1 Wert größer) zur gleichen richtigen Belichtung.

 

Wozu das gut ist? Mit der Blende kannst Du, den Bereich Deines Fotos, das scharf abgebildet wird, steuern. Dies nennt man auch Schärfentiefe (Umgangssprachlich werden Schärfentiefe und Tiefenschärfe synonym verwendet, wobei Schärfentiefe der wissenschaftlich-semantisch exaktere Begriff ist). Je kleiner die Blende, desto größer ist der Schärfentiefebereich.

 

Z.B. setze ich bei Portraitaufnahmen gerne gezielte Unschärfe ein. Von der Nasenspitze bis zu den Augen ist das Bild scharf. Alles rundherum verschwimmt in Unschärfe und lenkt so vom Portrait nicht ab.

 

Interessant ist natürlich das Zusammenspiel des so genannten „Exposure Triangle” (Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit). Ich bin kürzlich auf einen sehr anschaulichen Camera Simulator gestoßen, der Dir den Zusammenhang dieser 3 Werte bildhaft zeigt - ja, davon gibt es sicher einige in den Weiten des Internets, aber vielleicht ist dieser für den einen oder anderen ja doch nützlich.

Blendenwerte und ihre Wirkung

 

f32 Große Schärfentiefe - Die kleine Blendenöffnung lässt nur wenig Licht auf den Sensor, ist aber optimal, wenn Du alle Bereiche im Foto scharf haben möchtest.

 

f8 Mittlere Schärfentiefe - Um ausgewählte Bildelemente scharf abzulichten optimal. z.B. für Gruppenaufnahmen

 

f2,8 Kaum Schärfentiefe - Damit trennst Du Vorder- und Hintergrund deutlich voneinander.

 

Nach obenBlendenzahlen/Blendenwerte und ihre Wirkung

 

Blendenzahlen sind keine physikalischen Größen, mit denen der Blenden­durch­messer ange­geben wird, sie beschreiben nur das Verhältnis zwischen Öffnungs­ durch­messer und Brenn­weite.

 

Warum springt die Zahl bei einer vollen Blendenstufe von f2,8 auf f4, dann von f5,6 auf f8? Der Grund für die Sprünge auf der Skala liegt darin, dass der Licht­einfall nicht vom Durch­messer der Blenden­öffnung abhängt, sondern von der Fläche. [Kleine Schul­auf­frischung: Die Fläche eines Kreises berechnest Du mit der Formel: Fläche = r2 * Π = (d/2)2 * Π.

 

Es ist also das Quadrat der f-Zahl, die entscheidend ist:

2 mal 2 = 4 / 2,8 mal 2,8 8 / 4 mal 4 = 16 / 5,6 mal 5,6 32 / 8 mal 8 = 64.

Die Quadratzahlen der f-Skala-Werte ergeben somit die logische Sequenz von 4, 8, 16, 32, 64, …

 

Nach obenVignettierung überlisten

 

Vignettierung entsteht verstärkt bei Weitwinkelobjektiven. Durch die starke Krümmung der Linse gelangt nicht genug Licht in die Ecken. Sie werden nicht im gleichen Maße belichtet wie das übrige Foto. Es gibt 2 Möglichkeiten dies zu vermeiden.

 

 

Bei offener Blende ist die Vignettierung am stärksten ausgeprägt. Um 1 oder 2 Stufen abblenden bringt bereits Besserung, ab 3 Stufen verschwindet sie meist mehr oder weniger vollkommen.

 

Vermeide bei Weitwinkelaufnahmen große Flächen mit einer Farbe (wie. z.B. blauer Himmel). In solchen Bereichen ist die Vignettierung am deutlichsten zu sehen.

 

 

Nach obenBelichtungszeit

 

"lebendiges" Wasser

 

Aufgenommen mit 1/30 Sekunde und Blende f19

 

 

"gefrorenes" Wasser

 

Aufgenommen mit 1/350 Sekunde und Blende f11

 

 

Dafür gibt es keinen Idealwert. Möchtest Du Dein bewegtes Motiv „schockfrieren”, dann ist ein möglichst kleiner Wert optimal. Flüsse, Bäche oder Wasserfälle wirken so fotografiert oft ein wenig tot.

 

Da hilft auch ein Nachbearbeiten am PC kaum mehr. Gleiches gilt für Flugzeugpropeller oder Karussells. Die längere Belichtungszeit haucht den Szenen buntes Treiben und Leben ein.

 

Verwackelst Du immer wieder Fotos, dann hast Du zu unruhige Hände - no na - und kannst entweder ein Stativ oä. verwenden oder die Belichtungszeit kürzen, sofern es die Lichtverhältnisse natürlich zulassen. Bei Letzterem kannst Du Dir durch Erhöhung der Filmempfindlichkeit noch etwas helfen.

 

Ein kleiner Trick bei Aufnahmen an trüben Regentagen: Hierbei wirken die Fotos oft wie mit einem Grauschleier überzogen. Dieser lässt sich mit kleiner Überbelichtung (+¼ oder +½ Belichtungskorrektur) ein wenig mildern.

 

 

Quelle:http://www.poeschel.net/fotos/